St. Martinskirche Wichmannshausen
Chorturmkirche mit langer, wechselvoller Geschichte
Die Evangelische St. Martinskirche Wichmannshausen gehört ebenso wie die Kirchen in Hoheneiche und Mitterode zu den 13 nordhessischen Barockkirchen. Der Turm der Kirche stammt aus dem 13. Jh. Es handelt sich bei der Kirche um eine Patronatskirche der Adelsfamilie von Boyneburgk. Die Empore ziert im 1. OG in Höhe des Taufsteins das Familienwappen der Familie und dient als Loge der von Boyneburgks.
Das Obergeschoss ist im Spätgotischen Stil errichtet und stammt aus 1484. Der Neubau, das Schiff und der Fachwerkaufbau auf dem Turm entstanden ab 1702.
Mit ihren Ausmalungen gehört die Wichmannshäuser Kirche zu den sehenswürdigen Kirche in der Region.
Besonders hervorzuheben ist die Restaurierung des spätgotischen Martinsbildes im Altarraum, welcher Namenspatron der Kirche ist. Ein Denkmal für die Sage der drei Schwestern auf der Boyneburg entstand Anfang des 19. Jh.
Die Kirche kennzeichnet eine reiche bäuerlich-barocke Bemalung, was an den Ranken an den Wänden zu erkennen ist.
Der expressive Wolken- und Sternenhimmel ist 1968 bei einer Erneuerung entstanden. Im Chorraum befindet sich zudem das klassizistische Grabmal der Caroline von Boyneburgk.
Chorraum
Madonna von Stalingrad – Kurt Reuber
STALINGRAD-MADONNA
Das Kirchengebäude beherbergt eine Kopie der von Pfarrer Kurt-Reuber in Stalingrad gemalten Madonna, dessen Original in der Gedächtniskirche Berlin ausgestellt wird.
An Weihnachten 1942 zeichnete Kurt Reuber auf der Rückseite einer russischen Landkarte für seine Kameraden mit Kohle die bekannte Stalingradmadonna, die eine Mutter mit Kind zeigt. Rechts daneben sind die Worte „Licht, Leben, Liebe“ notiert.
Das Original sowie zahlreiche Portraits, die Reuber von russischen Bürgern gezeichnet hatte gelangten mit einer der letzten Flugzeuge aus dem Kessel von Stalingrad nach Deutschland.
PFARRER KURT REUBER
Kurt Räuber trat seinen Pfarrdienst in Wichmannshausen, Hoheneiche und Mitterode am 1. April 1933 an und begann zu dieser Zeit auch mit dem Medizinstudium in Göttingen.
Im Jahr 1939 wurde Kurt Räuber zur Wehrmacht einberufen und agierte ab 1942 als Truppenarzt in Stalingrad.
Nach seiner Gefangenschaft 1943 starb er am 20.01.1944 in russischer Kriegsgefangenschaft. Am 17. Februar 1946 hielt Pfarrer Arno Pötzsch in der St. Martinskirche zu Wichmannshausen die Trauerfeier.
Der gekreuzigte Jesus
Die Darstellung des Gekreuzigten im Zentrum des Chorraums gehört zu den ältesten Malereien in der Kirche.
Das Patrozinium – der Heilige Martin
Sas spätgotische Bild des heiligen Martin dürfte im Jahr 1484 entstanden sein.
Das Patronat – die Familie von Boyneburgk
Epitaphium der Caroline von Boyneburgk geborene Gräfin von Wartensleben, die mit ihrem Mann im Kirchenchor begraben liegt.
Bauern Barock in Osthessen
Zum Thema gibt es eine schöne und interessante Broschüre in der auch die St. Martinskirche Wichmannshausen beschrieben wird.
Interessant sind die historischen, theologischen und kunstgeshcichtlichen Erläuterungen für das Verständnis des Kirchenraumes.
Inhaltsverzeichnis:Bauern Barock Kirchen – Inhalt
Download: Broschüre Bauern Barock Kirchen
Die Orgel in Wichmannshausen
Johann Eberhardt Dauphin baute die drei Orgeln im Kirchspiel Wichmannshausen. In Mitterode 1728, in Wichmannshausen 1730 und in Hoheneiche 1731.
Die Dauphin Orgel wurde aber aus unbekannten Gründen bereits 1768 ersetzt.
„Die Orgel ist „ein Geschenk der Frau Kammerherrin Caroline von Boyneburgk geb. Gräfin von Wartensleben, welche auch den Armen dahier 500 rt legirte und deren Epitaphium [DEHIO 966] sich im Kirchenchore befindet, woselbst sie mit ihrem Manne begraben liegt” (Pfarrkompetenz 1863; PA Wichmannshausen Nr. 488). Dieses Legat wird regelmäßig in den Wichmannshäuser Kirchenrechnungen aufgeführt, z. B. im Jahr 1860: „500 rt Armenlegatencapitalien, welche 1769 von der Frau Kammerherrin von Boyneburgk, Caroline geb. Gräfin von Wartensleben dahier für die hiesigen Hausarmen legirt worden sind, und wovon die Zinsen alljährlich auf ihrem Sterbetage am 23. Febr. in einer besonderen Betstunde durch den Pfarrer und die Kirchenältesten vertheilt werden sollen” (PA Wichmannshausen Nr. 591). Bei diesem Vermächtnis handelt es sich also nicht, wie immer wieder behauptet, um die bekannte Brotspende, die – mit der Sage „Fräulein von Boyneburg” (GRIMM, Deutsche Sagen Band 1. München 1993, 33 f) verbunden – am Himmelfahrtstag (bis 1902 am Gründonnerstag) auf der Boyneburg verteilt wird: Nach Beendigung des Gottesdienstes, den der Pfarrer von Datterode hält, „erhalten die Armen des ehemaligen Gerichts eine Spende, bestehend in dem Brot aus drei Maltern Korn und in Speck von einem gemästeten Schweine. Der Geistliche erhält davon als Besoldungsstück 12 Laibe Brot von je 7 – 8 Pfund und vom Schweine einen Schinken. Das Brot mußten sonst die Boyneburgischen Pächter zu Bischhausen und Wichmannshausen, das Schwein der Müller von Reichensachsen geben. Seitdem aber die betreffenden Güter an den Staat gefallen sind, muß dieser die Naturalien liefern.” (LÜCKE 86); vgl. auch Gerhard SEIB, Die Boyneburg-Spende (KOLLMANN, Datterode 34-46). KOLLMANN (ebd. 46 f) hingegen hat die Spende bereits in der Amtsrechnung des Amtes Bischhausen von 1654 entdeckt.“
Text von Christian Hilmes im Vorwort des Findbuches über die Akten der Pfarrei Wichmannshausen.
Festlicher Einzug der neuen Glocken
Am 17. Juni 1961 zogen die drei neuen Glocken festlich geschmückt in Wichmannshausen ein.
Unten sieht man sie so, wie sie heute in einem stählernen Glockenstuhl aufgehängt sind.